Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann jeden treffen. Mit jeder Minute, in der ein Patient unversorgt bleibt, sinken die Chancen für eine erfolgreiche Wiederbelebung um rund 10%. Mit dem Ziel, eine deutliche Erhöhung der Überlebensquote zu errei-chen, hat der Rettungsdienst der Spital STS AG im Mai 2010 das Projekt «Firstresponder» lanciert. Das Konzept basiert auf einem freiwilligen Firstresponder-Netz mit geschulten Laien. Was im Kleinen begann, wurde in den letzten Jahren zu einem gesamtbernischen System ausgebaut. Am 26. September 2016 wurde der Verein «firstresponder.be» gegründet.
In der Schweiz erleiden jedes Jahr 0.4 bis 1% von 1000 Personen einen Herzkreis-laufstillstand. Dies entspricht bis zu 8‘000 Personen pro Jahr. Über 80% dieser Patienten haben in den ersten Minuten nach dem Ereignis Kammerflimmern, das durch frühe Defibrillation mit gutem Resultat behandelt werden kann. Entscheidend für das Überleben sind die rasche Alarmierung der professionellen Rettungsdienste sowie unverzüglich zu ergreifende und ohne Unterbruch fortgeführte Wiederbelebungsmassnahmen. Nebst Thoraxkompressionen (Drücken auf den Brustkorb) und Beatmung ist die frühe Defibrillation einer der wichtigsten Eckpfeiler in der Rettungskette für eine erfolgreiche Reanimation. AED-Geräte (Laien-Defibrillatore) sind an vielen öffentlichen Orten zugänglich und können somit von allen Personen bedient werden.
Der englische Begriff Firstresponder (Erstantwortender) hat sich im deutschsprachigen Raum als Fachbegriff «Ersteintreffender» durchgesetzt. Die Firstresponder
bieten ausserhalb des regulären Rettungsdienstes eine Form von koordinierter Ersthilfe an, welche das Zeitintervall bei medizinischen Notfallpatienten bis zum Eintreffen eines Rettungsmittels mit
qualifizierten Massnahmen überbrücken. Die Begriffe «Ersthelfer» bzw. «Nothelfer» bezeichnen dazu jeden, der zufällig bei ei-nem Unfall anwesend ist und Hilfe leistet.
Warum das Firstresponder-System?
Status quo
Aus dem Firstresponder-Konzepts des Rettungsdienstes der Spital STS AG ist ein kantonales Konzept geworden. Die Schulungsunterlagen, die Ausrüstung etc. wurden
vereinheitlicht und sämtliche Firstresponder arbeiten nach den gleichen Algorithmen. Heute besteht im Kanton Bern ein fast flächendeckendes Netz mit über 2500 ehrenamtlichen Ersthelfern. Ein
grosser Schritt konnte mit der Beschaf-fung der Alarmierungsplattform «Momentum» durch die Sanitätsnotrufzentrale (SNZ) 144 realisiert werden. Mit der neuen Alarmierungssoftware über
Mobiltele-fone können gezielt Firstresponder zu Einsätzen mit den Stichworten: «Leblose Person» (Herz-Kreislauf-Stillstand), «bewusstlose Person», «Brustschmerzen» und «Atemnot» aufgeboten
werden. Freiwillige Firstresponder sind aus dem heutigen Rettungsdienstalltag nicht mehr wegzudenken und bilden in der Rettungskette ein wichtiges, starkes Glied.
Verein «Firstresponder.be»
Damit die wichtige Arbeit der Firstresponder erfolgreich in die Zukunft geführt werden kann, wurde am 26. September 2016 der Verein «firstresponder.be» gegründet.
Nebst den kantonalbernischen Rettungsdiensten haben auch juristische Personen, welche das Vereinsinteresse unterstützen, die Möglichkeit, Mitglieder zu werden.
Ein weiterer grosser Schritt konnte im vergangenen Jahr getätigt werden. Finanziert durch die Spital STS AG konnten 18 Rapid Responder mit einem Notfallrucksack
inklusive Defibrillator ausgerüstet werden. Rapid Responder sind Rettungsprofis (Rettungssanitäter HF und Transportsanitäter FA, welche in einem kantonal anerkannten Rettungsdienst arbeiten sowie
Notärzte SGNOR), die bei Alarmmeldungen «Kreislaufstillstand», «Brustschmerzen», «Schlaganfall», «Atemnot» und «schwere Verletzung» (First Hour Quintett) zur Unterstützung der regulären
Einsatzteams von der kantonalen Sanitätsnotrufzentrale 144 über die App «Momentum» aufgeboten werden können.